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Totale Durchsetzung - Erster Akt: Der ungebetene Gast

17/1/2016

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Auch in diesem noch so jungen Jahr wurden bereits wieder die Briefkästen der halben Schweiz Opfer von politischem Vandalismus. Denn egal wie viele „Keine Werbung“-Kleber am Briefkasten befestigt sind: Die Post wird euch das SVP-Extrablatt in den Briefkasten stopfen.

Gemäss dem Gesetz handelt es sich dabei nämlich nicht um Werbung, sondern um sogenannte „politische Informationen“, welche für einen demokratischen Staat – so die Post – unverzichtbar seien. Diese „Promo-Post“, wie sie offiziell auch genannt wird, kann man also nicht abstellen. So hilft es beispielsweise auch nicht, wenn man ausdrücklich auf den Briefkasten schreibt, dass man neben Werbung auch auf „politische Informationen“ (abgesehen natürlich von den brieflichen Stimmunterlagen) verzichten möchte. Dies habe ich nämlich im März letzten Jahres nach einem erstaunlich unaufgeregten Mailkontakt mit dem SVP-Schweiz-Sekretariat gemacht, worauf ich nun diese Woche – womöglich als provokative Reaktion darauf – sogar zwei Exemplare dieses ungebetenen Gasts erhielt.

Nun kann (und muss) man sich natürlich überlegen, wie man auf dieses Ärgernis reagieren kann. Eine Möglichkeit, die häufig in Betracht gezogen wird, ist das Retournieren ohne den Brief respektive die Zeitung zu frankieren. Leider funktioniert diese Strategie in den wenigsten Fällen, da sich die Post mittlerweile dagegen gewappnet hat und diese absichtlich unfrankierten Rücksendungen abfangen kann.
Selbst wenn die Post den gewieften Plan nicht durchschauen würde (wenn man zum Beispiel das Extrablatt in einem Briefumschlag gut tarnen würde), dann kann der Empfänger (i.e. das jeweilige regionale SVP-Sekretariat oder die einzelnen Parteimitglieder) die Briefpost immer noch ablehnen, wenn der Braten quasi durch das Briefpapier gerochen wird; und das ist ziemlich wahrscheinlich bei einem recht dicken, unfrankierten Brief ohne Absender – besonders in den paar Tagen nach dem Verschicken des Extrablatts.

Dass die Partei oder ihre Mitglieder dafür aufkommen müssen, scheint zwar nicht ausgeschlossen, aber doch eher unwahrscheinlich (und würde diese von Superreichen gesponserte "Volks"partei wohl auch kaum beeinträchtigen). In den meisten Fällen wird wohl einfach die Post die fehlende Frankierung begleichen; was, angesichts der Tatsache, dass sie diese Partei-Propaganda unterstützt, auch ziemlich legitim wäre – immerhin gibt es praktisch keine andere Partei, die von diesem Angebot der Post so regelmässig und in dieser unglaublichen Quantität Gebrauch macht (verlässliche Quellen schreiben von über vier Millionen Versendungen).

Was kann man also dagegen tun?

Die mit Abstand einfachste Möglichkeit ist sicherlich, wenn man die ungewünschte Post einfach in das Altpapier legt – mit oder ohne Schulterzucken, Fluchen, genervter Mail an die Partei-Spitze oder was auch immer. Ebenfalls möglich und im Internet mehrfach angepriesen: Das saugfähige Extrablatt unter das Katzenstreu im Katzenkistchen legen. Diese Variante wird zwar von einigen als primitiv abgestempelt – was angesichts des Inhalts dieser Zeitung also durchaus passend wäre –, jedoch sehe ich bei dieser Alternative eher das Problem, dass sich meine Katzen wohl selbst dafür zu schade wären.

Nach reichlicher Überlegung entschied ich mich also für die oben-genannte, bequeme Variante und entsorgte das Infoblatt im Altpapier. Da ich aber gleichzeitig der Meinung bin, dass man dieses dominante Vorpreschen der Partei nicht tolerieren kann, habe ich mir folgenden Gegenschlag ausgedacht:

In einem ersten Schritt müsst ihr den regionalen SVP-Vorstand oder dessen Gemeinde- oder Grossrat (oder alle zusammen) ausfindig machen. Ob ihr auf der richtigen Seite gelandet seid, erkennt ihr relativ schnell an den Gesichtern (siehe Bild unten). Praktischerweise sollten auf der offiziellen Website auch gleich die Adressen der Mitglieder stehen.

Wählt nun alle Adressen aus und gebt sie beim Routenplaner bei Google Maps ein. Nun sollte euch einen in der Distanz und Länge variierenden Spaziergang vorgeschlagen werden . Wenn jener zu lang sein sollte, empfehle ich euch entweder auf das Fahrrad umzusteigen oder euch auf maximal sechs Empfänger, die einigermassen in der Nähe wohnen, zu beschränken.

Die zentrale Frage ist nun, was wir diesen Personen schenken können, damit auch sie politisch informiert sind und am demokratischen Prozess teilnehmen können. Natürlich sollen hier der Kreativität und Individualität keine Grenzen gesetzt werden (versucht einfach nicht unter die Gürtellinie zu zielen; also keine Schwiizergoofe-CD usw.). Ich entschied mich schliesslich für die Menschenrechtskonvention, welche ja bei einer allfälligen Annahme der Durchsetzungsinitiative nicht mehr gültig wäre und höchstwahrscheinlich gekündigt werden müsste. Das Dokument dazu findet ihr hier (aus ökologischen Gründen empfehle ich Abschnitt II und III wegzulassen, so dass man bei zwei Seiten pro Blatt auf ungefähr vier Seiten kommt).

Der letzte Schritt ist dann der ausgedehnte Spaziergang als ehrenamtlicher Postbote, bei welchem man die Post (mit oder ohne Kuvert) an die Empfänger ausliefert. Ihr werdet sehen, dass ihr dabei nicht nur etwas für die eigene physische und psychische Gesundheit macht, sondern auch neue Viertel oder Strassen (dieser Tage sogar im hübschen weissen Gewand) erkunden könnt und nebenbei vielleicht sogar erkennt, dass diese Personen tatsächlich Menschen wie du und ich sind, auch wenn man beim Lesen des Extrablatt-Inhalts etwas anderes erwarten könnte.
Nachträgliche Anmerkung: Nachdem ich mich bei dem Gedanken, dass dieser ungebetene Gast noch immer in meiner Wohnung weilte, unwohl fühlte, machte ich heute noch einmal einen kleinen Spaziergang und entsorgte die beiden Zeitungen ebenfalls im Briefkasten des Oltner SVP-Präsidenten. Jetzt fühle ich mich besser...
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    Lebenskünstler, Philosoph, Hobbykoch, Balkongärtner, Freelanceaktivist, Lehrer, Katzen- und Tierfreund, Spirituosenliebhaber, Melancholiker, Musiker, Gesellschaftskritiker, Mensch, Lebewesen, Materie. Oder so.

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